Einer Pressemitteilung des Betreibers des Radio-Teleskops in Wachtberg (kurz: Radom) vom 14.12.2023 ist zu entnehmen, dass dieser auf Nachfrage den Stadtwerken Bonn gegenüber bereits Ende 2022 erhebliche Bedenken gegen den geplanten Bau von Windenergieanlagen (WEA) auf dem Heiderhof geäußert hat. Das Fraunhofer Institut befürchtet starke Einschränkungen für den Betrieb des Radoms für den Fall, dass auf dem Haselingsberg tatsächlich Windräder in der von der Stadtwerketochter EnW geplanten Höhe gebaut werden. Nach öffentlich zugänglichen Informationen sind die Bundeswehr, die NATO und die Europäische Weltraumagentur ESA u.a. häufige Nutzer der Anlage. Ein vergleichbar leistungsfähiges Großradar wie in Berkum gibt es auf der Welt nach Aussage des Fraunhofer Instituts nur noch in Nordamerika. Dazu führt das Weltraumlagezentrum der Bundeswehr u.a. anderem auf seiner Internetseite aus, dass das Teleskop in Wachtberg ein wichtiger Schritt ist, um die bisherige Abhängigkeit von Weltraumlagedaten der USA zu mindern.

In der jüngsten Mitteilung der Bonner Oberbürgermeisterin (DS 231580 Anlage “Vorprüfung von Standorten für WEA…”, Seite 39) findet sich zur Problematik zwar eine Tabelle, in der der Standort auf dem Heiderhof als sehr kritisch bezeichnet wird, aber folgend auch eine relativierende Bewertung. Man wisse nicht, ob es sich bei dem vom Radom-Betreiber vorgetragenen Schutzbereich um ein hartes Kriterium handele und daher bleibe die Örtlichkeit für die Stadt weiter der günstigste Standort für WEA in Bonn. Warum man bei der Stadtverwaltung und der EnW trotz der bekannten Einwände die Planungen unbeirrt fortführt und es offensichtlich auch nicht für notwendig erachtet, mit dem Bundesverteidigungsministerium und den zuständigen Behörden im Vorab zu klären, ob der Standort überhaupt genehmigungsfähig ist, ist für den BBB nicht verständlich. Für die kommende Ratssitzung hat der Bürger Bund daher beantragt, die von Bonn in den Aufsichtsrat der EnW entsandten Vertreter anzuweisen, die erforderliche Klärung der Fragen herbeizuführen und bis zur Vorlage eines Ergebnisses die weiteren Planungen einstellen zu lassen (DS 240072).

Dazu sagt BBB-Fraktionsvorsitzender Marcel Schmitt: „Nach eigener Aussage von OB Dörner (B90/Grüne) führen die Anforderungen der Radom-Betreiber zu einem Wegfall des Standortes Heiderhof für die Nutzung von Windenergie. Im Gegensatz zu Frau Dörner sehen wir keinen Grund, an der Richtigkeit der vorgetragenen Einwände des Fraunhofer Institutes zu zweifeln. Sieht man sich die Nutzer der Radarkuppel an, dürfte im Übrigen schnell klar sein, dass eine durch die geplanten Windräder hervorgerufene Störung des Radoms die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland berühren wird. Das sollte in einer Zeit, in der der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist, besonders bedacht werden. Davon abgesehen sind wir ohnehin der Meinung, dass die SWB mit ihrer Tochter EnW die Errichtung von Windenergieanlagen besser im Rhein-Sieg-Kreis umsetzen sollte. Dort sind viel geeignetere Flächen mit weitaus weniger Störpotenzial als in Bonn vorhanden.”