Wie ein an sich gutes Ansinnen Schiffbruch erleiden kann, zeigte sich am vergangenen Mittwoch in der Bezirksvertretung Bad Godesberg (BVGO). Aber der Reihe nach: Die linksgrüne Mehrheit im Bonner Stadtrat wollte Ende 2021 zusätzliche Angebote für alle Menschen mit dringenden Bedürfnissen schaffen und beschloss für jeden Stadtbezirk eine Ökotoilette anzumieten. Die Koalition stellte dafür insgesamt 25.000 EUR in den Haushalt ein und beauftragte die Verwaltung mit der Standortsuche sowie einem Vorschlag für das weitere Procedere. Eineinhalb Jahre später teilte die Oberbürgermeisterin der BVGO dann mit, dass statt Anmietung zwei bereits in Produktion befindliche Öko-WCs angekauft wurden und diese am Bonner Rheinufer und im Bereich des Bahnhofs Bad Godesberg Ende August aufgestellt werden sollen.

 

Nachdem die bürgerlichen Fraktionen von BBB, CDU und FDP in der Bezirksversammlung per Dringlichkeitsantrag* Auskunft über die Kosten für Ankauf und Betrieb sowie den genauen Standort der Anlage verlangten, stellte sich heraus, dass jedes der rund sechs Meter breiten und 2,50 Meter tiefen Toilettenhäuschen 50.000 EUR kosten soll. Da die Aborte nicht über einen Kanalanschluss verfügen, müssen sie von Zeit zu Zeit per Entsorgungsfahrzeug geleert werden. Kosten hierfür: rund 11.000 EUR jährlich. Untergebracht werden sollte die für Bad Godesberg vorgesehene Bedürfnisanstalt auf den öffentlichen Kfz-Stellflächen südwestlich des Maternusplatzes, etwa in Höhe des Hauses Moltkestraße 72.

 

Angesichts der horrenden Kosten und des wenig ökologischen Betriebskonzeptes, beschloss die BVGO bei einigen Gegenstimmen aus dem linksgrünen Lager mit breiter Mehrheit das Projekt zumindest für Bad Godesberg einzustellen. Stattdessen wurde die Verwaltung beauftragt, endlich mit Hochdruck an der Sanierung der Toilette im Bahnhof zu arbeiten. Bis das bereits vor Jahren beschlossene Bahnhofsklo fertig ist, soll die Verwaltung für eine günstige Interimslösung im Bahnhofsbereich sorgen.

 

Dazu sagt BBB-Fraktionsvorsitzender Marcel Schmitt: „Für 50.000 EUR Baukosten hätte man im Bahnhof ein Luxus-WC errichten können. Mit den 11.000 EUR jährlichen Betriebskosten wäre zudem eine Reinigungskraft finanzierbar gewesen, die dieses WC von morgens bis abends hätte betreuen können. Wegen des vorhandenen Kanalanschlusses wäre die Toilette im Bahnhofsgebäude im Übrigen allemal ökologischer, als das per LKW zu entsorgende Öko-Klo. Wir erwarten von Oberbürgermeisterin Katja Dörner, dass sie nun endlich den längst beschlossenen Umbau der alten Bahnhofsrestauration zu einer Radstation mit Toilettenanlage umsetzt.“

 

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