Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Grüne, SPD und CDU haben gegen die Stimmen des BBB im Stadtrat und der Bezirksvertretung Bad Godesberg entschieden, dass das ca. 12.700 m² umfassende Areal der ehemaligen Maschinenfabrik Lubig in Lannesdorf mit einem Einzelhandelscenter und mit bis zu sechsgeschossigen Wohnblöcken vollständig bebaut werden darf. Neben einem ca. 2.500 m² großen Lebensmittelgeschäft, einem rund 800 m² großen Drogeriemarkt, einer Kleingewerbefläche (z.B. Imbiss, Café, Blumenladen etc.) mit 100 m² werden 160 Wohneinheiten, davon 48 Sozialwohnungen, entstehen. In der Bezirksvertretung Bad Godesberg sprachen sich neben Grünen, SPD und CDU auch AfD und Linke für die Intensivbebauung aus.

Die von den Bürgern vorgetragenen Bedenken gegen das Bauprojekt, wie die durch das Vorhaben absehbar ausgelöste Verdoppelung der Verkehrsbelastung auf den anliegenden Straßen oder die im Vergleich zur Nachbarbebauung viel zu massive Bebauung, wurden von den Parteien im Stadtrat (1.2.2024) und der Bezirksvertretung Bad Godesberg (21.2.2024) ebenso vom Tisch gewischt, wie die laut Gutachten berechtigte Sorge, dass die vom Baukomplex gegenüber dem Ist-Zustand ausgehende örtliche Erwärmung über das Projektgebiet hinaus in der Nachbarschaft spürbar sein wird. Auch der durch die Wohnblöcke voraussichtlich hervorgerufene Infrastrukturbedarf im Sozialbereich blieb unbeachtet. Für die Schaffung von Kitaplätzen wird künftig der Steuerzahler vollständig aufzukommen haben.

Sicher hat der Investor am vergangenen Mittwoch die Sektkorken knallen lassen. Dazu hatten insbesondere die Eigner der ehemaligen Maschinenfabrik auf dem Gelände allen Anlass. Das Grundstück war von dem Betrieb über Jahrzehnte hinweg u.a. durch Eintrag von halogenierten Kohlenwasserstoffen so belastet worden, dass die in tieferen Bodenschichten weiter bestehende Kontamination auf unabsehbare Zeit im Grundwasser nachweisbar sein wird: Die vom ehemaligen Betriebsgrundstück ausgehende Schadstofffahne ist in Rüngsdorfer bzw. Plittersdorfer Brunnen, die in Fließrichtung des Grundwassers zum Rhein liegen, und auch unter dem Grundstück des ehemaligen Landesbehördenhauses nachweisbar.

Dazu sagt BBB-Fraktionsvorsitzender Marcel Schmitt: „Gegen einen neuen Edeka-Markt mittlerer Größe für die Lannesdorfer Mantelbevölkerung hätten wir nichts einzuwenden gehabt.  Wegen der überdimensionierten Größe und der sich auch an ortsferne Kunden richtenden Art des Einkaufszentrums, der an Mietskasernenbau erinnernden Wohnungsdichte, des absehbar zu hohen Verkehrsaufkommens und den zu erwartenden klimatischen Folgen haben wir aber gegen das Gesamtvorhaben gestimmt. Warum die Stadt nicht den Bau von Kitaplätzen vorgeben wollte, ist für uns nicht nachvollziehbar. Ebenso paradox ist für uns der Umstand, dass man jene, die die Umwelt nachhaltig geschädigt haben, dafür am Ende noch mit einem geldwerten Baurecht bereichert. Scheinbar ist es in Bonn unter Ägide der grünen Oberbürgermeisterin und der grünlinken Ratsmehrheit so, dass Umweltvergehen ab einer gewissen Größe nicht bestraft, sondern eher noch belohnt werden.“